SHORT STORY COLLAB #04: Virtuelle Realität

Sura ließ ihre Beine pendeln. Sie wusste, dass es ihren persönlichen Betreuer nerven würde, aber sie fand es nur gerecht, seine Geduld zu prüfen, während er auch ihre unnötig strapazierte.

“Kannst Du bitte mal still halten? Wie soll ich dich sonst synchronisieren?“
“Mir ist langweilig. Beeil dich!“
“Warum? Du hast heute abend doch eh nichts mehr vor.“ Weiterlesen

Mut

SHORT STORY COLLAB #03: MUT

Mit dem Laptop auf dem Schoß und dem Finger auf der F5-Taste betrachtete Herr M. gelangweilt das Fernsehprogramm. Es war Sonntagabend und während M. auf seinen Dienstplan wartete, hatte er nichts Besseres zu tun als „Retter in der Not“ zu schauen. Er hielt die Sendung für theatralischen Schnick-Schnack: Sprungtücher und Helmträger, brennende Häuser und gerettete Babys. Als ob das alles wäre. Frust stieg in ihm auf.

F5 – Nichts.

Er lehnte sich zurück und der Bildschirm des Laptops verdeckte den Blick auf den Fernseher. M. versuchte sich auf den Kommentar zu konzentrieren: Irgendetwas mit einer Katze auf einem Baum – und schon wieder war ein Held geboren. Weiterlesen

Kaffee

SHORT STORY COLLAB #02: ZEITREISEN

Mit der Schlaffheit eines toten Fisches ließ Sila erneut die Hand auf die Schlummertaste des Weckers fallen und knurrte dabei mürrisch. Obwohl dieser Vorgang ein fester Bestandteil ihres täglichen Aufwachwachsinns war, hatte sie es auch an diesem Samstagmorgen nicht geschafft, die bereits vollführten Runden des „Noch-5-Minuten“-Spiels mitzuzählen.
Sila war sich nicht sicher, ob sie nun schon wirklich zu spät käme oder ob es noch ausreichend wäre, wenn sie ihr Frühprogramm auf einen starken Kaffee und eine Katzenwäsche zusammenschrumpfte. Doch weder der Gedanke an das Unvermeidbare, noch die durch Routine erworbene Erkenntnis, dass ihre Überlegungen zu keinerlei zeitlichem Vorteil beitrugen, konnten Silas Motivation aus der verführerischen Umarmung des abermaligen Eindösens lösen. Weiterlesen

Winter

SHORT STORY COLLAB #01: Winter

Es war wahrscheinlich keine gute Idee gewesen, direkt nach der Arbeit diese schummrige Bar um die Ecke aufzusuchen, so ganz ohne zu Hause vorbeizuschauen, sich aufzufrischen und die leuchtend rote Uniform loszuwerden.
Sie war verschwitzt und begann die Bluse mit dem auffallenden Orchideenmuster, die sie unter ihrem Blazer trug, in Gedanken dafür zu verurteilen, dass sie teilweise an ihrer Haut klebte wie Sand auf einem mit Sonnenmilch eingecremten Körper. Weiterlesen